Geburtshilfe von Fachfrauen
Heutzutage gibt es viele unterschiedliche Geburtsmöglichkeiten. Ob Zuhause, im Geburtshaus oder im Krankenhaus – Frauen möchten möglichst frei entscheiden können, was für sie und ihr Kind die optimale Entbindungsmöglichkeit ist. Dies wird auch selbstbestimmte Geburt genannt. Das betrifft auch die Geburtsbegleitung: Ärzte, Hebammen und Doulas stehen der Frau zur Verfügung. Sie bestimmt, wie die bestmögliche Betreuungsform aussehen soll. In Krankenhäusern ist es leider häufig nicht möglich, die Frau kontinuierlich zu begleiten. Hebammen arbeiten zum Beispiel in Schichten und so kann es durchaus vorkommen, dass während der Geburt eine neue Hebamme übernehmen muss oder eine Hebamme parallel eine weitere Geburt begleitet und so den Kreißsaal auch mal für einige Minuten verlassen muss. Wechselt die Hebamme, kann dies für die Gebärende in dieser Situation erst einmal befremdlich sein. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, eine Geburtshilfe zu organisieren, die für die Frau während der gesamten Geburt zuständig ist. Eine Doula ersetzt jedoch in keinem Fall die Hebamme, sondern leistet zusätzlichen Beistand, wenn die Frau das wünscht. Wenn eine Frau, die selbst Mutter ist, einer werdenden Mutter bei der Geburt Beistand leisten darf, kann dies die Sorgen und Ängste verringern, da auf eine verständnisvolle Weise zu mehr Selbstvertrauen und Kraft verholfen wird. Nur eine Frau kann wissen, wie Wehen schmerzen und was die Geburt eines Kindes tatsächlich bedeutet. Aus diesem Grund kann die Doula nicht nur als Geburtsbegleitung, sondern auch als eine enge Freundin während der Geburt gesehen werden. Durch die ständige Betreuung kann die Schwangere Ängste reduzieren und zuversichtlich auf die Geburt blicken.
Ursprung des Geburtshelferinnen-Konzepts
Die erste weltweit anerkannte Doula-Organisation aus den USA nennt sich “DONA International”. Die Organisation ist sehr bemüht, jede Doula bestens auszubilden, um somit die Geburt für jede Frau so angenehm wie möglich zu gestalten und eine hohe Geburtsqualität garantieren zu können. Das Interesse an der Doula- Geburtsbegleitung ist von 1994 bis heute kontinuierlich gewachsen und die Nachfrage steigt auch weiterhin. Auch in Deutschland gibt es diverse Vereine, die über eine stetig wachsende Vernetzung versuchen, die Doula-Geburtshilfe zu verbreiten und den Schwangeren eine Geburt voller Zuwendung und Vertrauen zu ermöglichen. Voraussetzung für den Beruf ist, dass die Doula weiblich ist und selbst mindestens ein Kind zur Welt gebracht hat.
Geburtsbegleitung
Eine Doula beginnt mit der Geburtsbegleitung in der Schwangerschaft. Die werdende Mutter und die Doula lernen sich kennen, sprechen über das, was gerade in der Schwangerschaft aktuell ist und es können Fragen im offenen Dialog gestellt und beantwortet werden. Die Bedürfnisse der Schwangeren werden in den Vordergrund gestellt und ihre Wünsche für die Geburt besprochen. Eine Doula arbeitet in Rufbereitschaft, d.h. in der Regel ist sie 14 Tage vor und nach dem errechneten Geburtstermin stets erreichbar. Ist der Moment gekommen und die Geburt beginnt, bleibt die Doula während der kompletten Geburt bei der Frau. Dadurch, dass sie selber Mutter ist, kann sie die werdende Mutter bestens emotional unterstützen und ihr eine große Hilfe sein. Da die Doula nicht die Geburt des Kindes übernimmt, bleiben Hebammen und Geburtshelfer unersetzlich und behalten weiterhin ihre einzigartige Rolle in der Geburtshilfe. Sie werden durch die Existenz von Doulas nicht in Frage gestellt – im Gegenteil, denn während der Geburt müssen alle Beteiligten zusammen arbeiten. Die Doula ist ganz allein für die Frau da und kann so die Geburt unterstützen, während die Hebamme sich auf den Geburtsprozess konzentriert. Werdende Mütter fühlen sich in Begleitung einer Doula wohler, sie sind in guten Händen und können den Geburtsvorgang entspannter, aber auch bewusster erleben. Nach der Geburt bleiben die Doula und die Mutter in Kontakt. Besucht die Doula die Familie, finden Dialoge über das Geburtserlebnis, über den neuen Lebensabschnitt und die damit verbundenen Emotionen statt. Die Doula kann als Mutter bereits eigens gesammelte Erfahrungen an die Frau weitergeben und somit der ganzen Familie eine Hilfe sein.
Kaiserschnitt
Auch im Falle eines Kaiserschnitts kann die Doula als Geburtsbegleiterin teilnehmen und der Frau Kraft geben. Zum Einen kann es während einer spontanen Geburt immer auch zum Kaiserschnitt kommen, wenn die Geburt nicht so von statten geht, wie Hebammen und Ärzte es für gut halten. Zum Anderen kann die Frau auch bei einem geplanten Kaiserschnitt emotionale Unterstützung gebrauchen und dabei selbst bestimmen, ob sie eine Doula als ihre Vertrauensperson an ihrer Seite haben möchte. Allerdings muss der Arzt oder die Ärztin dann tatsächlich entscheiden, ob die Doula während der Operation dabei sein darf. Wird dies nicht gestattet, wartet die Doula auf die Mutter, um im Anschluss wieder an ihrer Seite zu agieren.
Die Wissenschaft hinter Doula
Wissenschaftliche Untersuchungen nach Kennell, Klaus und Klaus aus dem Jahr 1995 haben gezeigt, dass die Doula-Geburtshilfe die Geburtsdauer um rund 25 Prozent verkürzen kann. Darüber hinaus werden weniger Schmerzmittel und wehenfördernde Mittel verabreicht und auch die werdende Mutter fragt deutlich weniger nach einer Periduralanästhesie (PDA). Der Verzicht auf medizinische Eingriffe stärkt das Selbstbewusstsein der Frau, denn sie hat die Geburt gemeistert. Diese positive Erfahrung spiegelt sich auch in einem liebevolleren Umgang mit dem eigenen Kind wider. Die Kaiserschnittrate sinkt und auch Zangen- und Saugglockengeburten werden reduziert. Die Doula hilft der Mutter und ihrem Baby beim Stillen, was wiederum Schwierigkeiten diesbezüglich vermindert und Muttermilch ist bekanntermaßen die beste Ernährung in den ersten Lebensmonaten. Alle Nährstoffe sind in der Milch enthalten und kommen dem Kind zugute. Durch die Doula-Betreuung gibt es ebenfalls weniger nachgeburtliche Depressionen und die Mutter-Kind-Beziehung wird wie die Paarbeziehung erheblich gestärkt. Die Betreuung durch eine Doula lässt die Familie zufriedener und ausgeglichener sein. Die intensive Unterstützung durch eine Frau während der Geburt ist laut Kennell eine uralte Tradition, die lediglich in der Medizin verloren gegangen ist und aus diesem Grund unbedingt wieder gefördert werden muss.
Kosten und Leistungen
Die Geburtsbegleitung durch eine Doula wird nicht von der Krankenversicherung übernommen. Die Kosten hierfür können je nach Angebot variieren. Die meisten Doulas veranschlagen jedoch einen Pauschalbetrag zwischen 450 und 750 Euro. Darüber hinaus werden diverse Betreuungspakete angeboten, die unter anderem Massagen oder Wellnessabende beinhalten. Jede Doula kann demnach ihr Angebot und das damit verbundene Honorar selbst bestimmen. In der Regel beinhaltet die Betreuung zwei Treffen in der Schwangerschaft, die Rufbereitschaft vor und nach dem errechneten Geburtstermin, die kontinuierliche Geburtsbegleitung sowie zwei Hausbesuche im Wochenbett. Für Schwangere, die gern von einer Doula betreut werden möchten, es sich jedoch nicht leisten können, gibt es die Möglichkeit der Kostenübernahme durch den Verein “Doulas in Deutschland”. Der Verein finanziert sich über Spenden, Sponsoren und Mitgliedsbeiträge.